„Man muß Dreck an den Sohlen haben“: die leiblich-sinnliche Seite der Auseinandersetzung mit der Natur einerseits, die extravagante Sprache andererseits, d.h. die Erkundung von Natur und Landschaft auf literarisch anspruchsvolle Weise – beide Aspekte zusammen markieren die Charakteristik des sogenannten Nature Writing, ganz im Unterschied zu vielen anderen Naturbüchern, die den Buchmarkt fluten und in denen wir uns oft nur selbst in der Natur suchen.
Der diese These vehement vertritt, Ludwig Fischer – Landschafts- und Naturtheoretiker, Schriftsteller, Gärtner, Kräuterexperte -, war jetzt auf Einladung des KWI zur Vorstellung seines Buchs „Natur im Sinn. Naturwahrnehmung und Literatur“ in der Buchhandlung Proust zu Gast. Die Zuhörer*innen trotzten Sturmtief „Sabine“ ebenso wie der aus Hamburg angereiste Ludwig Fischer, der gemeinsam mit Nina Verheyen (Mercator Research Fellow am KWI) die Konjunktur von Naturbüchern und das sogenannte Nature Writing diskutierte.
Ein spannendes Gespräch entwickelte sich über die Bücher Robert Mcfarlanes, Roger Deakins, über Fabre, Thoreau, Horst Stern, Esther Kinski und – der durfte nicht fehlen – den ‚Baumflüsterer‘ Peter Wohlleben. An Letzterem schieden sich die Geister. Dass dessen Bücher zur Schärfung des Umweltbewußtseins beitragen, war unbestritten; mit Nature Writing allerdings haben seine Schriften so viel zu tun wie ‚Waldbaden‘ mit dem Bad Dr. Klöbners und Quietsche-Ente.
Und so hieß es zum Abschluß der mit viel Beifall bedachten Diskussion nicht: „Hinaus in die Natur!“, sondern „Rausgehen – lesen!“ Dem schließen wir uns vorbehaltlos an.
Die angesprochene Literatur findet ihr im Bereich „Naturkunden“ bei Proust.
Fotos: © KWI, Foto: Huber, eventfotograf.in
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