

Literaturviertelfest 2023 in der Akazienallee
22. April 2023 | 13:00 - 21:00
„… das soziale Leben unter Corona hat aber Werbung dafür gemacht, daß die reale Begegnung von Mensch zu Mensch durch Internetchats nicht ausreichend substituierbar ist. Es ist ein hoher Wert, als raumforderndes Körperwesen mit anderen material faßbaren echten Körpern einen Raum zu teilen, zusammenzusein in einem Raum …“ das wollen wir beherzigen und einander zuhören, miteinander reden und diskutieren.“
Aus einer Rede von Rainald Goetz
Zum Welttag des Buches öffnen wir unsere Türen und feiern in der gesamten Akazienallee und den Läden wieder ein buntes Fest der Literatur.
In diesem Jahr u.a. mit diesen Gästen:
Lisa Roy, Moritz Hürtgen, Salon 5, Kai Feldhaus, Schreibwerkstätten NRW, Muchtar Al Ghusain, die KulturWest-APE, Antje Deistler, Norbert Wehr, Murat Kayi, Ümrat Kartal, Faktencheck: Bastian Schlange & Matthias Bau, Sylvia Wagner, Ingo Schulze, Vina Skiebe, Junge Schreibende (Artur Nickel), Andreas Golinski, Bozena Badura, Fabian Fechner, Barbara Schneider, Marc Gettmann
Programm 22. April 2022:
LeseRaum in der Akazienallee:
13.00 Uhr
Eröffnung & Muchtar Al Ghusain mit Ausschnitten aus seiner CD- und Buch-Veröffentlichung „wunde heimat“
Einführung: Beate Scherzer, Buchhändlerin bei Proust Wörter+Töne
Die Vertonungen von Gedichten bekannter Autorinnen und Autoren entstanden im Laufe der letzten Jahre – in einer Zeit, die uns täglich alte Verwundungen aufzeigt und neue zufügt. Sie handeln immer wieder von Deutschland, von Flucht und Krieg, von Klimakrise und vom Gefühl der Heimatlosigkeit.
Muchtar Al Ghusain ist seit 2018 Dezernent für Jugend, Bildung und Kultur in Essen.
14.00 Uhr
Lisa Roy „Keine gute Geschichte“ (Rowohlt)
Moderation: Vina Skiebe, Proust Wörter+Töne
Konsequent und illusionslos schreibt Lisa Roy mit ihrem Debütroman gegen den Mythos von einer klassenlosen Gesellschaft an und schenkt der deutschsprachigen Literatur eine Heldin, deren Schlagfertigkeit und trockener Humor unvergesslich bleiben.
Arielle Freytag, Anfang dreißig, hat es eigentlich geschafft: Aufgewachsen im prekären Essener Stadtteil Katernberg, verdient sie als Social-Media-Managerin in Düsseldorf mittlerweile viel Geld. Bis eine Depression sie aus der Bahn wirft und für eine Weile in die «Klapse» bringt. Kaum wieder zu Hause, erreicht Arielle ein Anruf aus Katernberg, und zum ersten Mal nach zwölf Jahren kehrt sie an den Ort ihrer Jugend zurück. Dort werden seit ein paar Tagen zwei Mädchen vermisst – was Arielle mit Wucht an ihre Mutter erinnert, die vor vierundzwanzig Jahren spurlos verschwand…
«Keine gute Geschichte» von Lisa Roy ist für den Debütpreis der lit.COLOGNE 2023 nominiert.
15.00 Uhr
„Heimgesperrt“: Gespräch mit Sylvia Wagner über ihren Roman zu Medikamentenversuchen an Heimkindern
Der Debütroman der Autorin beleuchtet ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte: Bis in die 1970er Jahre wurden in Deutschland Medikamententests an Heimkindern durchgeführt. Mit ihren Recherchen zwang Sylvia Wagner Politik, Behörden und Einrichtungen, nach 40 Jahren Ignoranz endlich die Menschenversuche in deutschen Kinderheimen aufzuarbeiten.
Martin Kaysh spricht mit der Autorin über das Buch und über ihre eigene Geschichte.
16.00 Uhr
Ingo Schulze im Gespräch mit Norbert Wehr
Der Dresdner Schriftsteller Ingo Schulze residierte bis Herbst 2022 als Metropolenschreiber in Mülheim. Ingo Schulze ist ein raffinierter Erzähler und ein engagierter politischer Autor. Er liest aus seinem neuen Essay-Band “Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte”, lässt uns einen kurzen Blick in den gerade neu entstehenden Roman werfen und spricht mit Norbert Wehr über seine Sicht auf das Ruhrgebiet, u.a. auch über seine Entdeckung von Wolfgang Welt.
17.00 Uhr
Murat Kayi Ganzkörperlesung aus Text und Bild
Einführung: Bozena Badura, Jurymitglied bei dem Literaturpreis Ruhr/Förderpreis
Der Dortmunder Autor, Kabarettist und Illustrator liest seine Alltags- und Familiensatiren über kulturelle Spagate zwischen Westfalen und Anatolien sowie zwischen grundsolidem Bürgertum und ausgefranstem Künstlerdasein. Außerdem gibt er seine pseudowissenschaftlichen Nonsens-Biografien aus der Sammlung „Volltrottel der Weltgeschichte“ zum Besten – ein Format, mit dem er gerade eben den Literaturpreis Ruhr 2022, Kategorie Förderpreis gewonnen hat.
Der WDR-Moderator hat lange als Mitglied des Geierabend in Dortmund jedes Jahr Tausende von Menschen unterhalten und kehrt nun mit neuen Satiren auf die Lesungsbühne zurück.
18.00 Uhr
Das einzig wahre Faktencheck-Buch (Sachbuch)
Buchvorstellung & Diskussion mit Bastian Schlange & Matthias Bau
Schon gehört? Die Regierung packt winzige Parasiten und Miniroboter auf
Corona-Teststäbchen, um unsere Gedanken zu kontrollieren. „Fake News“ und alternative Fakten gehören mittlerweile zur Normalität. Wie konnte es so weit kommen? Der Autor Bastian Schlange und der Faktenchecker Matthias Bau sprechen über skurrile Desinformationen, das unermüdliche Ringen der Journalisten um die Wahrheit, die Abgründe unserer Informationsgesellschaft und geben Tipps, wie wir es schaffen, uns vor Desinformation zu schützen.
19.30 Uhr
Moritz Hürtgen „Der Boulevard des Schreckens“
Moderation: Antje Deistler, Journalistin und Leiterin Literaturbüro Ruhr
Ein brandheißes Debüt zu den brisantesten Themen der Zeit! Ein hochaktueller Roman über Politik und Kunst, Fakten und Fiktionen, und die Frage, was man für Ruhm und Reichtum alles tun würde.
Martin Kreutzer will nach oben. Als Volontär einer überregionalen Berliner Tageszeitung muss er sich jedoch beweisen. Da kommt ihm sein ehemaliger Kommilitone Lukas Moretti, dem mit seinem enervierenden Mix aus Spoken Word, performativer Kunst und euphorischen Elektropartys der internationale Durchbruch gelang, genau richtig.
Vollmundig verspricht Martin der Chefredaktion, das Interview mit Moretti einzutüten. Als dieser es verweigert beschließt Kreutzer, das Interview über Nacht selbst zu schreiben. Wenig später wird Moretti tot aufgefunden und die Dinge nehmen einen unvorhergesehenen Lauf.
Moritz Hürtgen war seit 2019 bis 2022 Chefredakteur des gefürchteten Satiremagazins Titanic. Auch als Autor verbreitet er nun Angst und Schrecken.
Auf der APE von Kultur.West – der kleinsten Bühne von NRW:
14.30 Uhr
Bozena Badura: Eine Entdeckungsreise durch die neuen Romandebüts
Bozena Badura vom Literaturblog www.dasdebuet.de stellt in einer kompakten Übersicht einige der spannendsten neuen Stimmen der deutschsprachigen Literatur vor. Vielleicht finden Sie unter ihnen sogar einen neuen Lieblingsautor oder eine neue Lieblingsautorin?
15.30 – 16.15 Uhr
„Essener Jugendanthologie“ – Die jungen Schreibenden lesen ihre Texte vor.
„Essener Anthologien“ ist ein Schreib- und Buchprojekt für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren aus dem Ruhrgebiet. Es sind bereits 18 Ausgaben der Anthologie mit den Texten junger Menschen aus dem Ruhrgebiet erschienen. Für dieses in dieser Form in Deutschland einmalige Schreibprojekt wurde Artur Nickel mit dem Literaturtaler 2021 ausgezeichnet.
„Draußen vor der Tür“: Straßenraum Akazienallee
Zauberkunst und Magie mit Marc Gettmann
Marc Gettmann ist ein Garant für hochprofessionelles Entertainment. Er schlägt eine Brücke von der klassischen Magie hin zur modernen Mentalmagie. Er liest die Gedanken seiner Zuschauer, lässt ein wenig hinter die Kulissen blicken und hat einen großen Spaß mit seinem Publikum. Er verblüfft, ist skurril und überrascht mit den unmöglichsten Effekten.
16:15 Uhr
Kai Feldhaus: „Bottrop Boy“
Kai Feldhaus liest aus seinem Bottrop Boy, dem Ruhrpott-Roman voller Charaktere, die jeder kennt und die es nur hier gibt: Andi ist eigentlich kein schlechter Typ, aber ein letzter Ausrutscher hat gravierende Folgen. Seine Freundin verlässt ihn, er wird zu Sozialarbeit verurteilt und ein sadistischer Chef quält ihn. Nach einer durchzechten Nacht gerät die Lage außer Kontrolle. Der letzte Mensch, der Andi jetzt noch helfen kann, ist sein Vater Hermann, der eigentlich nur in Ruhe sein Bier trinken will.
17:30 Uhr
Poetry-Slam von Salon5
dazu: Bücherbäume und Salon5 live: Interviews
In der Volkshochschule Essen:
14.30 Uhr
„Nordrhein-Westfalen und der Imperialismus“ – Buchvorstellung und Gespräch mit Fabian Fechner und Barbara Schneider
Der vorliegende Sammelband steht in der Traditionslinie der Suche nach Strukturen und Spuren eines „Kolonialismus vor Ort“. Er nimmt mit Nordrhein-Westfalen ein ganzes Bundesland in den Blick und adressiert damit eine „mittlere Ebene“, die zwischen einzelnen Städten und der Nationalgeschichte angesiedelt ist. Dem Narrativ der Nation wird eine „Globalgeschichte von unten“ entgegengesetzt. Mit Themenbereichen wie Wirtschaft und Mission, imperialen Sammlungen, Erziehung, Migration und Kolonialrevisionismus werden die vielen Facetten des „Empire at Home“ beleuchtet.
16.30 Uhr
„Zwischen den Zeilen wohne ich noch immer“
Autor*innen lesen ihre Kurzgeschichten aus dem Schreibwettbewerb von VHS, Doris Dörrie & der Bürgerakademie
Wir alle können Geschichten über die alltäglichen Dinge erzählen: über unser
Lieblingsessen, die erste große Liebe und den Tod. Aber nie klingen sie gleich. Das
Besondere liegt in der Perspektive des Erzählenden. Gemeinsam mit Volkshochschulen und Doris Dörrie hat die Bürgerakademie zum Schreiben animiert. Die entstandenen Geschichten sind so vielfältig wie die Menschen, die sie geschrieben haben
In der Galerie Schlag:
13.30 Uhr
„MAD(E) IN CHINA“ – Vorstellung eines Kunstbuches aus dem Verlag GOLDA GRAU/T durch Andreas Golinski
GOLDA GRAU/T ist ein unabhängiger Verlag, der sich auf Künstlerbücher spezialisiert hat, die als Teil eines Kunstwerks oder als Kunstwerk selbst konzipiert werden. Das Medium Buch wird zur Bühne, zum Ort des Austauschs zwischen Künstlern, Autoren und Buchgestaltern.
Andreas Golinski, einer der Verleger, stellt das Künstlerbuch MAD(E) IN CHINA vor.
Das Buch begleitet und dokumentiert das Verschwinden eines kleineN Dorfes am Rand der chinesischen Megacity Wenzhou. Diese Zusammenstellung von Bildern ist nur ein flüchtiger Blick auf das, was passiert ist, in dem Wissen, dass es überall in China passiert. Bis zur Veröffentlichung dieses Buches werden viele andere dieser alten Dörfer im ganzen Land unter dem Beton neuer Wohnhäuser oder Fabriken begraben sein.
14.30 – 16.00 Uhr
Ümran Kartal liest
Die Kurzgeschichte, die uns die Autorin und Journalistin Ümran Kartal vorstellt, handelt von einem jungen Mann der in einer Glasmurmel sitzt. Er soll seiner Mutter, die ihre Sprachfähigkeit verloren hat, bei ihren Ruhestandsangelegenheiten helfen. Während er in der Heimatstadt seiner Mutter von Straße zu Straße rollt, ruft er das Märchen, das sie ihm immer wieder erzählte Stück für Stück in sein Gedächtnis zurück….
Ümran Kartal, geboren (1973) und aufgewachsen in Istanbul. Sie studierte an der Universität Istanbul Literatur und veröffentlichte Kurzgeschichten und Essays in den türkischen Literaturzeitschriften. Kartal arbeitete als Herausgeberin der Bücherbeilage der (linksliberalen) Tageszeitung „Radikal“ und zog 2004 der Liebe wegen nach Deutschland. Ihr erstes Buch Harf Öncesi (Jenseits des Buchstabens) ist im Herbst 2021 in Istanbul erschienen.
In der Buchhandlung Proust:
Entspannt in Büchern blättern bei selbstgebackenem Kuchen und Kaffee
Bei CORRECTIV:
Helferecke & Verpflegung; Buchverkauf
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft Ruhr e.V. mit der Buchhandlung Proust, dem CORRECTIV Verlagsraum und dem Magazin für Kultur und Gesellschaft in NRW kultur.west, sowie Freunden: Literaturbüro Ruhr e.V., VHS Essen, Galerie Frank Schlag, literaturgebiet.ruhr, Kulturbüro Essen, Literaturdistrikt e.V.
Wir danken der Stadt Essen für die Sperrung der Akazienallee während des Literaturviertelfestes.