Andreas Platthaus schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „… eine Auseinandersetzung mit der (rumänischen) Geschichte, die man nicht vergessen wird: Nicht nur wird das gigantische Verbrechen am Beispiel eines weitgehend unbekannten Progroms mit einer Anschaulichkeit geschildert, die man nur von den Größten kannte, von Primo Levi, Imre Kértesz, Jean Améry, Robert Antelme; es wird auch noch eine böse Skizze Rumäniens nach der Revolution von 1989 und all der gesellschaftlichen und kommerziellen Seltsamkeiten der Jahrzehnte seither geboten.“
Jetzt war der Autor des in Rumänien totgeschwiegenen Romans „Oxenberg und Bernstein“ zu Gast bei Proust: Cătălin Mihuleac und sein Übersetzer Ernest Wichner stellten im Gespräch den Roman vor, Beate Scherzer las Ausschnitte der deutschen Übersetzung, die zurecht für den Leipziger Buchpreis nominiert war.
Mihuleac greift ein Tabuthema auf, das in Rumänien jahrzehntelang verdrängt und verleugnet wurde: das Pogrom in der moldauischen Stadt Iași, dem im Juni 1941 mehr als 13.000 Menschen zum Opfer fielen – mehr als ein Drittel der jüdischen Bevölkerung der Stadt. Sie wurden erschossen, totgeprügelt, in Deportationszügen langsam und qualvoll erstickt; ihre Häuser wurden geplündert, ihre Leichen der Kleider beraubt, die Frauen vergewaltigt. Für das Massaker verantwortlich waren rumänische Polizisten, Soldaten und Paramilitärs, unter aktiver Beteiligung der Zivilbevölkerung und unter Aufsicht der deutschen Wehrmacht.
In Rumänien wurde der Roman und sein Autor angefeindet und zum Teil auch boykottiert, nicht nur, weil er mit der bequemen Geschichtslüge von der alleinigen Schuld der Wehrmacht am Massenmord aufräumte, sondern auch wegen seines provokanten, deftigen und politisch unkorrekten Erzähltons. Wir danken Cătălin Mihuleac und Ernest Wichner für die Vorstellung dieses großartigen Romans, dem wir viele Leserinnen und Leser wünschen!
Cătălin Mihuleac: Oxenberg & Bernstein.
Roman
Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2018
366 Seiten, 24 Euro
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