Beschreibung

Der skelettlose Krake ist ein Virtuose der Veruneindeutigung, Sand im Getriebe einer Verwaltung, die keine Ambiguität duldet. Seine Absonderlichkeit macht den Kraken als unaufhörliche Abweichung – auch von sich selbst – unberechenbar. Die Figur des Tentakels dient in diesem außergewöhnlichen Essay sowohl der Analyse und Kritik des Bestehenden als auch dem Gegenentwurf eines Noch-Nicht. Im sich entspinnenden Dialog zwischen den Krakengestalten in Zoologie und Mythologie, Medienund Kulturtheorie, Phänomenologie und politischer Philosophie sowie Film-, Literatur- und Kunstgeschichte kommt es zu überraschenden Wendungen, aus deren Zugriff sich der Krake immer wieder entwindet, um Formen eines epistemischen Ungehorsams durchzuspielen, die schließlich bei einem neuen Gesellschaftsvertrag ankommen, basierend auf der Anerkennung von Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit. Matthias Wittmann beleuchtet blinde Flecken unserer Gesellschaft und etabliert mit dem Kraken eine Gestalt unserer krisenhaften Gegenwart sowie eine Figur der Störung menschlicher Wissensordnungen.