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Buchpremiere

Per Leo: „NOCH NICHT MEHR“
Die Zeit des Ruhrgebiets

Moderation: Andreas Rossmann

 

Das Ruhrgebiet: Wie aus dem rauchenden Pott das Land der Zeit wurde

Worin besteht die Einheit des Ruhrgebiets? Seit jeher lässt sich darauf keine eindeutige Antwort finden. Doch nach dem Ende der Montanindustrie hat sich die Fragestellung verschoben – von der Realität der Arbeitswelt hin zur Identität im Wandel. Zwischen produktiver Zerstörung und unvollendetem Projekt war, so zeigt dieser Essay, an Emscher und Ruhr das Neue von heute immer schon schnell das Alte von morgen.  

Wo einst Zechen, Hochöfen und Arbeitersiedlungen Stoff für Reportagen lieferten, regt der vollzogene Strukturwandel heute eher zum Nachdenken an. Der Philosoph Wolfram Eilenberger hat kürzlich behauptet, das post-industrielle Ruhrgebiet existiere noch gar nicht. Der Historiker Per Leo setzt nun dagegen, dass es sich im Moment des Niedergangs neu erfand: als Laboratorium einer Geschichtskultur »von unten«. Wie eine Vergangenheit erforschen, die kaum schriftliche Quellen hinterlassen hat? Kann die Vorgeschichte eines Nachlebens Erinnerung sein? Ist, frei nach dem Düsseldorfer Beuys, jeder Ruhrmensch ein Historiker? Dieses Buch begibt sich auf Spurensuche und fördert dabei überraschende Antworten zutage.

Per Leo, geb. 1972, wurde mit einer Arbeit über die Geschichte des Antisemitismus in Deutschland promoviert. Sein Debütroman »Flut und Boden« stand auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises. Der von ihm mitverfasste Leitfaden »Mit Rechten reden« löste eine intensive Debatte aus. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Metropolenschreiber Ruhr im vergangenen Jahr stellte er sein letztes Buch „Vorletzte Lockerung – Texte zum Nachleben des Nationalsozialismus“ bei uns vor.

Jetzt also erscheint sein Essay über den Aufenthalt als „Metropolenschreiber Ruhr“ 2022, den Per Leo im Wesentlichen der „Essener Schule“ widmen wollte: der Begriff beschreibt eine an der Universität Essen entwickelte Methode der Geschichtsforschung. Als Historiker beschäftigten sich Lutz Niethammer, Detlef Peukert, Michael Zimmermann und andere in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mit deutscher Zeitgeschichte auf der Grundlage der Befragung von Zeitzeugen. Dieser als „Oral History“ bezeichnete Forschungsansatz betrachtet Geschichtsschreibung primär aus dem Blickwinkel bestimmter Milieus.

Welche Erkenntnisverschiebungen hat die Beschäftigung mit dem Ruhrgebiet um 1980 für Per Leos Sicht auf die Geschichte der Region bewirkt? Wir sind gespannt auf die Resultate seiner Forschung.

Foto Per Leo © Alexa Geisthoevel/Klett-Cotta

Andreas Rossmann, geboren 1952 in Karlsruhe, war von 1986 bis 2017 Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Köln. Sein Ruhrgebietsbuch Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr erhielt 2014 den Preis des Forums Geschichtskultur an Ruhr und Emscher. Zuletzt stellte er bei uns die Neuauflage des Romans „Union der festen Hand“ von Erik Reger vor, zu der er das Nachwort „Röntgenapparat Roman“verfasst hat – mit dem schönen ersten Satz: „Ruhrgebiet. Auch wer nie dort war, hat Bilder.“

 

Eintritt: 10,- € / 7,- € ermäßigt

 

Karten: Karten sind in der Buchhandlung Proust erhältlich.
Vorbestellte und reservierte Karten müssen spätestens 2 Tage vor der Veranstaltung bei Proust abgeholt werden, danach gehen die Karten wieder in den Verkauf.

 

 

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